29.09.2007   Lippe aktuell (von Tom Sundermann (tos))

Die Ärzte mit der roten Nase Fünf Jahre ’Dr. Clown’ für Patienten in der Kinderklinik Der rote Klecks Schminke, den sich Lilli auf die Nase gemalt hat, ist der Farbtupfer, der heute durch den Klinikalltag der Kinderstation hüpfen wird. Dazu die rot-schwarz-weiß gemusterte Strickmütze, unter der ihr blondes Haar hervorwallt, die schwarzen Pünktchen auf den Pausbacken, Lilli, die heißt eigentlich Ines Bollmeier und ist Schauspielerin. Jetzt nicht. Jetzt ist sie Clown, ’Dr. Clown’ genau gesagt, wie sich das Programm nennt, das jeden Donnerstagmorgen zwei Stunden lang die jungen Patienten begeistern soll. Diese Visite ist etwas Besonderes – nämlich die zum fünften Jubiläum. Mit einer bunten Schar im Schlepptau huscht Lilli aus dem Aufzug in die Kinderstation im ersten Stock – mit dabei hat sie Gum und Lakritze, und Lollo, den einzigen männlichen Clown heute. Zimmer Nummer sieben ist eigentlich um die Ecke, Lilli und Gum treffen auf den 10 jährigen Eduard – Bauchschmerzen und Durchfall habe er gehabt, erzählt der aufgeweckte Junge, ’und der da hatte ganz schlimme Mückenstiche , sagt er, während er auf Fabio zeigt, ein zwölfjähriger mit blonder Mähne. Nicht traurig sagt er das, sondern mit großen Augen. Und ist schon mittendrin im Spaßprogramm. Lilli zeigt, wie sie einen Luftballon auf dem Finger balancieren kann – das kann Eduard sogar mit der Nase. Um die Wette imitieren sie Blähungen und spielen sich selbst ein Geburtstagslied, begleitet von Lollo auf der Ukulele. Hauptsache lustig soll es sein, gerne auch mal total überdreht – so wie ein Lutscher, der für Kinder ja so oft gar nicht süß genug sein kann. Mit dazu gehört das Prinzip Hoffnung: Eduard, der eine wichtige Untersuchung vor sich hat, bekommt von Lilli einen kleinen Aufkleber geschenkt. ’Der bringt Glück’, sagt sie mit leisem eindringlichem Tonfall, ’und das wünsch` ich dir.’ Und da schieben sich ihre Mundwinkel wieder hoch unter die Pausbacken. ’Die Clowns sollen mit den Kindern etwas ganz Besonderes machen’, erklärt Ewald Gancer, Vorsitzender von ’cultur-tupfer’, des Kultur-Vereins im Klinikum – ’sie machen eine professionelle Arbeit, die schwer ist’. Die Klinik-Komiker sind Sozial- und Theaterpädagogen aus Ostwestfalen, die der Kulturverein in Zusammenarbeit mit der ’Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater NRW’ geschult hat. Dabei müssen sich die ’Lachmediziner’ auf jede Visite vorbereiten, auch für sie gilt selbstverständlich die Schweigepflicht. Das ganze Projekt wird allein aus Spenden finanziert, was anfangs, im September 2002, vor allem viel Motivation gebraucht habe: ’Wir haben gesagt: Wir stellen uns auf die Hinterbeine, dass es hundert Jahre dauert’, so Gancer. Gerne spenden auch Kinder und Eltern, die selbst betroffen waren – wenn es auch ’nur’ ein Taschengeld ist. Derzeit, so der ’cultur-tupfer’ Vorsitzende, ist das Projekt für zwei Jahre gesichert – in denen noch viele junge Patienten lachen sollen.

Lippe aktuell 29.09.2007
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